Dennoch, von seinem stolzen Bekenntnis zur Minne
lässt Albrecht nicht ab.
Zwar kennt er die Forderung, der Kreuzfahrer habe alle
irdischen Bindungen zurückzulassen , um reinen Herzens ins heilige
Land zu ziehen, aber seine Minne hat er in Gottes Obhut gelobt.
Beim Heil seiner unsterblichen Seele hat er vor Gott
geschworen, seiner Herrin treu zu bleiben:
"swenno ich von schulden era.rne ir zorn,
so bin ich vervluochet vor gote als ein heiden. "
(MF 87,9.10) ,
"ich minne si vür alliu wip
und swer ir das bi gote."
(MF 88,9.10) .
So wie ein Heide vor Gott verflucht ist, so will auch
er verflucht sein, wenn er jemals seinen Minneeid bricht. Da nun die Minne
unter Gottes persönlichem Schutz steht, kann sie keine Sünde
sein.
Im Bewusstsein inniger, auf Gegenseitigkeit beruhender
und gottgefälliger Minne begibt sich Albrecht von Johansdorf auf den
Kreuzzug.
In seinem Herzen wird er die Minne mit sich fortnehmen,
um auch der Herrin den göttlichen Lohn zuteil werden zu lassen:
"wilt ab du uz minero herzen scheiden niht
(daz vil lihte unwendic doch geschiht),
vüer ich dich dan mit mir in gotes lant,
so si er umbe halben lon der guoten hie gemant. "
(MF 94,31-34).
Der Erwerb des göttlichen Lohnes ist sowohl für
den Ritter, als auch für die daheimbleibende Herrin an Bedingungen
gebunden.
Am schönsten sind die Konditionen an den Ritter
in der ersten Strophe des Kreuzliedes MF 94, 15 aufgeführt. Die vier
Postulate, die untereinander gesteigert sind und zu einem Höhepunkt
am Schluss der Strophe führen, seien hier noch einmal genannt:
1. holt / diu gabe!,
2. dienet sinen solt!,
3. lidet eine wile willeclichen
not!,
4. gebt ime des libes tot!
Werden diese Bedingungen vom Ritter erfüllt, und
ist er bereit, für Gott sein irdisches Leben zu opfern, dann ist ihm
der göttliche Lohn gewiss :
"daz wirt der sele ein niemerleben. ".