3.5 "Guote liute, holt die gäbe
die got unser herre selbe git..."
(um 1188/1189)
I Guote liute, holt
die gäbe
die got unser herre selbe git,
der al der
weite hat gewalt.
dienent sinen
solt,
5 der den vil saeldehaften dort
behalten lit
mit vröiden
iemer manecvalt.
lidet eine
wile willeclichen not
vür den
iemermere werndon tot.
got hat iu
beide sele und lip gegeben:
gebt ime des
libes tot; daz virt der sele ein niemerlebe.
II La mich, Minne, vri,
du solt mich eine
wile sunder liebe lan.
du hast mir gar
den sin benomen. körnest du wider bi
als ich die reinen
gotes vart volendet han,
5 so wis mir aber willekomen.
wilt ab du uz minem
herzen scheiden niht
(daz vil lihte unwendic
doch geschiht),
vüer ich dich
dan mit mir in gotes lant,
so si er umbe halben
Ion der guoten hie gemant.
III 'Owe' sprach ein wip,
'wie vil mir doch von
liebe leides ist beschert!
waz mir diu liebe
leides tuot!
vröideloser
lip,
5 wie wil du dich gebaren, swenne
er hinnen vert,
dur den du waere ie hochgemuot?
wie sol ich der werlde
und miner klage geleben?
da bedorfte ich rates
zuo gegeben.
kund ich mich beidenthalben
nu bewarn,
des
wart mir nie so not, ez nahet, er wil hinnen varn.'
IV Wol si saelic wip
diu mit ir wibes güete
daz gemachen kan
daz man si vüeret
über se. ir vil guoten lip
den sol er loben, swer
ie herzeliep gewan,
5 wand ir heime tuot so we,
swenne si gedenket stille
an sino not.
,lebt min herzeliep, öd
ist er tot'
sprichet si, 'so müeze
sin der pflegen
dur den er süezer lip sich
dirre weite hat bewegen.'