3.12   Formaler Aufbau
 
Dieses fünf Strophen umfassende Gedicht ist das längste der erhaltenen achtzehn Lieder 
Friedrichs von Hausen.
Gegenüber den kleineren Gebilden stellt es eine weitausladende Großform dar. 
Jede Strophe besteht aus zehn Versen. Die Reime laufen als Paarreime ab. 
Auffallend sind die Ungenauigkeiten in der konsonantischen Entsprechung, 
Friedrich von Hausen bindet  
niet : liep ,      
naht : verdaht ,        
versan : verstan ,          
lip : zit ,         
klagen : gehaben , 
undertan : nam ,           
han : man ,           
haben :  tragen . 1

Erstmals verwendet Friedrich von Hausen in diesen Lied
MF 45,37 (6.) ausschließlich den einsilbigen Reim(stumpfe, männliche Kadenz). 
Mit der Bevorzugung des einsilbigen Reimes gegenüber dem zweisilbigen ist die Ablösung des sinnschweren Reimwortes durch das, schlichte verbunden. 
Die sinntragenden Wörter werden ins Innere der Verse verlagert.
 
In jeder der fünf Strophen vereint Friedrich von Hausen Verse von verschiedener Taktzahl. 
Zwei Viertakter mit männlicher, voller Kadenz eröffnen die Strophen,
zwei Sechstakter mit stumpfer Kadenz beschließen sie.
Dazwischen finden sich je zwei Gruppen aus stumpfen Sechstaktern, vollen Zweitaktern 
und vollen Viertaktern.
Die Versart wechselt siebenmal in den zehn Versen der Strophe. 
Das bewirkt stark wechselnde Bedingungen für die syntaktische Bewegung.
Bedingt durch die Fünfstrophigkeit des Liedes, wird die Strophe III zur natürlichen Mitte. 
Von ihr aus laufen Reimbeziehungen zu allen anderen Strophen:
mit Strophe I vorbindet               not : tot ;   
mit Strophe II                             lip : zit ; 
mit Strophe IV                           gie : nie  (verlie : sie) ; 
mit Strophe IV und V                 muot : tuot  (guot : muot) 2
 
Im Ablauf der lyrischen Bewegung bedeutet Strophe III die Wende in diesem Lied (s.u.!) .
 
 
 

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1.  Vgl.  H. Brinkmann, a.a.O., S. 23!
 
2 . Die in den Klammern stellenden Reime entsprochen anderen Lesarten.