Schwere deutlich, aber die Hinwendung zu Gott
ist noch nicht gelungen. Der Übergang von den frühen Liedern
Friedrichs von Hausen zu seinen späteren ist also fließend,
es lässt sich eine kontinuierliche künstlerische Entwicklung
des Dichters aufzeigen.
Der Kreuzzugsgedanke prägt vier der achtzehn erhaltenen
Lieder Friedrichs von Hausen. Seine Kreuzzugslyrik entsteht unmittelbar
aus der persönlich miterlebten Aufbruchsbewegung zum dritten Kreuzzug.
Die Lieder
MF 45,37 , "Si darf mich des zihen niet..." ,
MF 47,9 , "Min herze und min. lip diu wellent scheiden..."
und
MF 48,3 , "Min herze den gelouben hat..."
werden gesehen als Zeugnis des aufbrechenden Bewusstseins
der Unausgeglichenheit der beiden Pole Gottesdienst und Frauendienst im
historischen Augenblick der Kreuznahme und damit als Dokument einer Krise
dos Lebensgefühls im Sinne höfischer Minneauffassung.1
Der Begriff dos höfischen Ritterethos um die Wende vom 12. zum 13.
Jahrhundert ist nämlich doppelsinnig: Einerseits erkennt das religiöse
Denken der Stauferzeit allem Irdischen in seiner Vergänglichkeit nur
einen relativen Wert zu; menschliches Verhalten in dieser Welt wird nur
sinnvoll, wenn es auf ein Ewiges gerichtet und von ihm bestimmt wird. So
wird, durch die vom Papsttum propagierte Ethik des Heidenkampf es, die
Sündenablass und himmlischen Lohn zusagte, das Standesinteresse des
Ritters vorübergehend identisch mit dem der Kirche. Andererseits gilt
jedoch für das staufische Ritterethos auch eine säkulare Eigenständigkeit,
die sich in der höfischen Minne widerspiegelt. Das Erlebnis der Minne
gehört einer vergänglichen Welt an.
Dieser Widerspruch von Gottesdienst und Minnedienst ist
das zentrale Problem; ihr harmonischer Ausgleich ist Ziel und Sehnsucht
aller großen Dichtung der Staufer-zeit.
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1. Vgl. L. Daecker, Herze und Lip in Friedrich von Hausens
Gedicht MF 47,9 .
In: Volk, Sprache, Dichtung (1960),
S. 34.
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