In allen drei Kreuzzugsliedern Hartmanns von
Aue wird seine Neigung zur Didaxe sichtbar.
Hartmann hat eine innere Wandlung durchgemacht, die ihn
ideologisch über seine Standesgenossen hinaushebt.
Von einem höheren Erkenntnisniveau aus wendet er
sich in den Liedern MF 209,25 und MF 219,5 an seine ritterlichen Standesgenossen.
Ruhig, ernst und schön klingen seine Aufgaben und Mahnungen an die
Ritter. Er fordert sie auf, das Kreuz zu nehmen und es mit "reinem muot"
und "kiuscher site" zu tragen.
Die Unentschlossenen sucht er durch eine brillante Dialektik
zu überzeugen. Nicht der Frauendienst, sondern allein der Dienst an
Gott bringt die wahre "fröide". Der harten aber realistischen Kritik
an der höfischen Minnekonvention stehen die unbedingt überzeugenden
Argumente für die Gottesminne gegenüber.
Den bedeutungsschweren Worten
"tumber man" (209,30),
"ir armen" (218,28),
"wan" (218,22),
"tiegen" (209,1l),
"hachen" (209,15),
"sorgen" (210,1.4) und
"misselingen" (218,21 )
stehen verheißungsvoll die Begriffe
"saelde" (2O9,27),
"der werlte lop, der sele heil" (209,48),
"sumerzit" (209,39),
"süeze ougenweide" (209,4l),
"zehende kor" (209,43),
"mit fröiden wünneclichen varn" (210,19) und
"Sicherheit" (218,9) entgegen.
Hartmann lässt es nicht bei seiner niederschmetternden
und desillusionierenden Kritik an der Frauenminne bewenden, er zeigt
den Rittern gleichzeitig den neuen, besseren Weg.
Einen Weg, der ihrem Leben einen sinnvollen Inhalt gibt.