Als eines der umstrittensten Probleme in der
Hartmann - Forschung gilt die Frage nach der Herkunft des Dichters.
Im Prolog zum "Armen Heinrich" wird eine geographische Herkunftsbezeichnung
genannt : "zOuwo" .
Außer der zitierten Stelle im "Armen Heinrich"
nennt er es im "Gregorius" (Vers 173) und in der "Klage" (Vers 29, ed.
Paul - Wolff) ; im "Iwein" (Vers 29) bezeichnet er sich als einen
"Ouwaere". Die Schwierigkeit liegt nun in der geographischen Zuordnung
dieses "Ouwe" .
Übersetzt ins Hochdeutsche dürfte "Aue" wohl
mit der Umschreibung "Land mit (am) Wasser" 1
am ehesten zu bezeichnen sein.
Im "Gregorius" (Vers 1573) sagt Hartmann :
"ichn wart nie mit gedanke
ein Beier noch ein Franke."
Im "Armen Heinrich" erfahren wir, dass der Herr Heinrich
von Ouwe "was ze Swaben gesezzen" (Vers 31), und Heinrich von
dem Türlin sagt in seinem Preis Hartmanns über den "Erec" :
"...,den uns von der Swabe lande brahte ein tihtaere."
("Krone", Vers 2553» ed. G. II. F. Scholl).
Mit großer Wahrscheinlichkeit haben wir das "Aue"
also im Südwesten Deutschlands bis hin zum Rhein zu suchen.
Die Forschung nennt drei Orte dieses Namens, die in Frage
kommen :
1. Aue bei Freiburg im Breisgau,
2. Obernau bei I\othemburg/¥ürttemberg,
3. Eglesiau am Rhein, früher
nur "Ouwe".
Die größte Wahrscheinlichkeit für die
Herkunft Hartmanns bietet Eglosiau am Rhein,
westlich von Schaffhausen gelegen.
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1. P. Wapnewski, a.a.O., S. 5 .
2. Ehrismann, a.a.O., S. 142 .