Das Rittertum zur Stauferzeit
 

1.   Das Reichsfest zu Mainz
 

Zu Pfingsten des Jahres 1184 feiert Kaiser Friedrich I.  ("Barbarossa")   auf dem Reichsfest zu Mainz  die Schwertleite seiner Söhne.  Wer für staatliche Macht und Größe,  für ritterlichen Glanz und Anstand  einen Sinn besitzt,  dem muss das große Hoffest Friedrichs als "ein Markstein nicht nur politischer,  sondern auch kulturell-ästhetischer Art"  erscheinen.1
Mehr als siebzig Fürsten und über vierzigtausend Ritter versammeln sich in Mainz.   Hinzu kommt  eine ungeheure Menge von Menschen jeden Standes, Spielleute und fahrendes Volk.
Das Fest beginnt mit einem Gottesdienst;  anschließend zeigt sich der Kaiser  mit seiner Gemahlin  und seinen beiden Söhnen, Heinrich und Friedrich,  der Menge.  Es folgt ein großes Festmahl.   Am zweiten Tag,  nach der Frühmesse,  werden  die beiden ältesten Söhne des Kaisers zu Rittern geschlagen. Zu dieser feierlichen Handlung gehört das Gelübde der Treue gegen Kirche und Kaiser. Nun erhalten die Jünglinge mit dem flachen Schwert einen Schlag auf die Schulter. Es soll der letzte Schlag sein, den sie dulden dürfen. Danach findet ein großes Reiterspiel statt. Die Ritter aus der Provence kreuzen im Turnier die Waffen mit ihren deutschen Standesgenossen, die sich gelehrig die französischen ritterlichen Sitten zum Vorbild nehmen.  So wird das Fest zu einer großen Kundgebung einer einheitlichen europäischen Ritterkultur.
Nach drei Tagen kehren die Gäste in ihre Heimat zurück. Sie haben ein Fest erlebt, auf dem der Glanz des staufischen Kaisertums seinen sinnfälligen Ausdruck fand.2


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1. H. Schneider, Heldendichtung, Geistlichendichtung,
    Ritterdichtung. Heidelberg 1925. S.195 .

2. K. Krüger et al., Aus Mittelalter und Neuzeit.
    Stuttgart I960. S.89 .